Freitag, 7. Oktober 2011

Auftakt der Reihe "Game Trailers" - PS3: "Michael"

Vor eineinhalb Wochen hat die Sony-PR-Erfindung "Kevin Butler" folgendes getwittert:

(klick das Bild für den Teaser)







Nachdem ich mir das angeschaut hatte, konnte ich natürlich nicht anders, als den Teaser noch einige Male anzuschauen, zu sehen, welche Spiele ich erkenne und dann ein bisschen rumzulesen, was andere so gefunden haben. Ich kann nur sagen, da ist schon einiges drin versteckt.

Jetzt bin ich gerade beim allmorgendlichen Google-Reader durchlesen auf den kompletten Trailer (oder wie auch immer man das nennen will) gestoßen:






Ich finde den ziemlich cool. Klar ist er über-pathetisch, aber das ja auch schon irgendwie in einer ironisierten Form. Man muss schon sagen, die Leute von Sony lassen sich Sachen einfallen.

Obwohl ich den Trailer und die Tatsache, dass sowas gemacht wird gut finde, bin ich aber alles andere als ein Playstation-Fanboy. Im Gegenteil, seit den Sony-George Hotz-Querelen ist deren Konsole eigentlich die, der ich am zwiegespaltensten gegenüber stehe (vom PS3-Hack mal abgesehen). Ich bin mir aber sicher, dass die Konkurrenz nicht wirklich besser ist, sie war höchstens noch nicht gezwungen, unter solchen Bedingungen zu agieren.

Ich besitze die PS3, die Wii, einen ziemlich guten (vor 2 Monaten zusammengebauten) Zocker-PC und zusammen mit meinem Bruder eine XBox 360. Jede dieser Spiele-Plattformen hat ihre Vor- und Nachteile. Persönlich fühle ich mich wahrscheinlich dem PC am verbundensten, erstens weil ich damit aufgewachsen bin und zweitens weil er meiner Meinung nach das höchste Innovations-Potential hat. Als PC-Fanboy würde ich mich trotzdem noch lange nicht bezeichnen. Aber zurück zum Thema.

Der Trailer. Ein ziemlich aufwendig produzierter Trailer. Ein Trailer "für alle PS3-Fanboys und solche die es werden wollen". Ein Trailer, der nur PS3-only-Spiele bewirbt oder besser gesagt: der das PS3-Erlebnis bewirbt. Gleichzeitig auch - und das ist ja auch schon im Kevin-Butler-Konzept enthalten - ein Trailer, der für "Gaming" als ganzes wirbt: Das Kommentar mit den zweit-meisten "Thumbs Up" bei YouTube lautet:






Den Trailer werden beinahe ausschließlich Leute sehen und mögen, die eh schon Gamer sind. Vielleicht wird er zwar auch manch einen dazu bringen, in dieses "Erlebnis" mit einzusteigen, seine Hauptwirkung wird aber meines erachtens sein, dass sich Gamer als Gamer gut fühlen - und das ist ja auch schon nicht schlecht. Es sind 2 Minuten und 13 Sekunden, die den Gamern Selbstbewusstsein geben, die dazu führen, dass jetzt vielleicht ein paar mehr Leute "Gaming" als Hobby in den Lebenslauf schreiben.

Bemerkenswert ist natürlich auch, dass es ein Realfilm-Trailer ist. Sowas sieht man ja eigentlich in der Gaming-Welt so gut wie nie. Der Realfilm hat hier aber sehr interessante und gelungene Effekte:

- Er bringt "unsere" Helden aus der digitalen in die echte Welt, gibt dem Zuschauer (auch in Zusammenhang mit den ganzen versteckten Hinweisen) die Möglichkeit, Dinge zu entdecken, Nathan Drake "in echt" zu sehen. Man schaut das an und ist jede Sekunde schon gespannt, wer da jetzt noch auftreten könnte.


- Damit zusammenhängend wird so auch erreicht, dass man sich seinen Helden irgendwie näher fühlt. Sie sind jetzt nicht mehr Polygon-Gebilde, sondern eben "echte Menschen". Außerdem sieht man sie ja immerhin jetzt auch einmal in ihrer Freizeit, abseits der anstrengenden Abenteuer, durch die man sie sonst steuert. Das näher-fühlen wird aber natürlich durch die Pointe noch auf die Spitze getrieben: Wenn man merkt, dass all die Protagonisten "Michael" (ist das vielleicht der häufigste Name in Amerika?), also mich, den Gamer, feiern fühlt man sich ja wirklich fast schon angesprochen. Wie das sein muss wenn man "Michael" heißt...













- Der Realfilm rückt zudem die ganze Gaming-Geschichte auch näher an den "Film". Irgendwie sagt er ja auch: "Schaut, was wir mit Spielen können, warum sollten die schlechter sein als Filme? Warum sollte man übrhaupt so eine Konkurrenz aufmachen?"

So sehe ich das zumindest. Vielleicht könnte man die Benutzung von Realfilm auch genau gegenteilig, als versteckte Kapitulation vor der Macht "echter" Bilder betrachten. Im Moment würde ich das aber nicht so sehen.

Trailer werden jedenfalls in der Gaming-Welt immer wichtiger. Jedes noch so kleine Indie-Game bekommt einen. Bei großen Produktionen enthalten solche Trailer oft nicht einmal Gameplay, sondern geben mit CGI lediglich eine Ahnung des Settings oder der Stimmung. Trailer können ein bisher noch nicht sonderlich im öffentlichen Bewusstsein vorhandenes Spiel plötzlich bekannt machen (siehe den genialen Dead Island Trailer), sie bauen Erwartungen auf, machen Lust auf ein Spiel. Längst nutzen sie alle verfügbaren Mittel, die auch in Film-Trailern verwendet werden.

Game-Trailer sind dadurch auch ein Zwischenprodukt zwischen "Film" und "Spiel", sie sind "Filme über Spiele". Für diesen Blog, der sowohl die einzelnen Sparten für sich als auch deren Überschneidungen behandeln wird, sind Game-Trailer gefundenes Fressen.

Dieser Post ist spontan und ohne große vorhergehende Überlegung entstanden. Da meine Zeit gerade begrenzt ist, konnte er auch nur punktuell ein wenig tiefer gehen. Er soll den Auftakt für eine Reihe von Artikeln bilden, die sich mit ausgewählten Game-Trailern - vor allem was ihren Dazwischen-Status betrifft - beschäftigen.

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